Fünf Jahre läuft das Modellprojekt „OFFENsive!“ von juz-united nun schon. Ende des Jahres läuft die Förderung durch das Bundesprogramm „Demokratie leben!“ aus. Zeit die Projektergebnisse zusammen zu fassen und interessierten Personen und Gremien zur Verfügung zu stellen.
Das Projekt befasste sich mit den demokratiestärkenden Potenzialen Selbstverwalteter Jugendtreffs im ländlichen Raum. Ein Thema, das zurzeit heiß diskutiert wird. Überall werden Methoden und Wege gesucht, junge Menschen stärker in politische Prozesse und Entscheidungsverfahren einzubinden. Mit unterschiedlich großem Erfolg. Etablierte Formate wie Jugendparlamente oder –beiräte werden oft nur mäßig von Jugendlichen angenommen, stehen und fallen oft mit einzelnen zentralen Akteuren. Gleichzeitig stehen gerade ländliche Regionen vor der Frage, wie junge Leute vom Wegziehen in die Ballungszentren abgehalten werden können, wie soziale Infrastruktur dezentral erhalten werden und ehrenamtliches Engagement für das Gemeinwesen gestärkt werden kann.
Auf all diese
Fragen bietet die dichte Infrastruktur der Selbstverwalteten
Jugendtreffs im Saarland vielversprechende Antworten, wie die
Projektauswertung nahe legt. Das Team begleitete Jugendtreffs in
ihren typischen Verlaufsphasen, wobei hemmende und fördernde
Faktoren für demokratisches Engagement herausgearbeitet wurden. Neue
Jugendtreffs wurden initiiert, Jugendliche bei der Raumsuche
unterstützt, in Krisenphasen begleitet und Konzepte erarbeitet, wie
selbstverwaltete Jugendzentren bei der Integration junger
Geflüchteter mitwirken können. Es zeigt sich: Jugendtreffs beleben
die Dörfer, bieten attraktive Möglichkeiten der Freizeitgestaltung
und bieten jungen Leuten positive Erfahrungen der Selbstwirksamkeit
und Einblick in kommunalpolitische Strukturen.
Die Politik hat
den Vorteil, dass „die Jugend“ durch den Jugendtreff greifbar und
ansprechbar wird. Jugendpolitische Themen können durch die
Einrichtungen auf die Agenda gelangen und es gibt einen
Kristallisationsort für die Interessen der jungen Menschen.
Vielerorts übernehmen die Treffs die Organisation traditioneller
Feste und Gebräuche, die es ohne Jugendtreff lange nicht mehr gäbe.
So zumindest im Saarland. Denn die gut ausgebaute Infrastruktur
selbstverwalteter Freiräume ist eine saarländische Spezialität.
Am Ende des Projekts heißt es nun die Ergebnisse dieser Arbeit und die Potenziale bundesweit in die Fläche zu bringen. Neben einer umfassenden Ergebnisdokumentation, die sich in Arbeit befindet, kam schnell die Idee auf, auf einer „Abschieds-Tournee“ durch die Republik zu fahren und auch mal andern Orts Werbung für die Selbstverwaltung nach saarländischem Vorbild zu machen. Dazu wurde ein Workshopangebot für Fachkräfte und Kommunalpolitiker*innen entwickelt und über unterschiedlichste Kanäle bundesweit beworben. Ziel ist es, das saarländische Modell bekannt zu machen und ins Gespräch zu kommen bzgl. der Übertragbarkeit in andere Regionen. Ist der flächendeckende Ausbau Selbstverwalteter Jugendtreffs auch anderswo denkbar? Welche Voraussetzungen und Rahmenbedingungen braucht es dazu? Mit diesen Fragen ging es auf große Tour durch die Bundesrepublik.
Von Sachsen über Frankfurt, Göttingen, Tübingen und der Eifel wurden die Projektergebnisse präsentiert und stießen auf großes Interesse der Fachöffentlichkeit. Weitere Termine stehen schon im Kalender. Die bisherigen Veranstaltungen zeigen durchweg große Anerkennung für die saarländischen Strukturen und die Arbeit des Dachverbands juz-united.
Bleibt zu hoffen, dass dieser Vorstoß weitere konkrete Früchte trägt und über das Saarland hinaus wieder mehr selbstorganisierte Freiräume für Jugendliche entstehen.