„Demokratie leben! Aktiv gegen Rechtsextremismus, Gewalt und Menschenfeindlichkeit“ heißt ein neues Programm der Bundesregierung und wir sind mit einem eigenen Projekt dabei. Unser Antrag mit dem Titel „OFFENsive!“ wurde im Themenfeld „Modellprojekte zu ausgewählten Phänomenen gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit und zur Demokratiestärkung im ländlichen Raum“ ausgewählt und soll die nächsten fünf Jahre gefördert werden.
Was steckt dahinter? Unsere Ausgangsidee im Bereich Demokratiestärkung im ländlichen Raum lautete schlicht: das machen doch die vielen selbstverwalteten Jugendtreffs und Jugendclubs bei uns auf dem Land „at it’s best“. Denn erstens braucht jede Demokratie sozial engagierte (junge) Menschen, die es gelernt haben sich um die eigenen und öffentlichen Belange zu kümmern und zweitens übt man bei seinem Engagement im Jugendtreff immer auch demokratische Spielregeln ein. Demokratie ist schließlich nicht nur ein wolkiger Begriff, sondern beinhaltet immer die teils anstrengende Aushandlung von unterschiedlichen Interessen in einem gemeinsamen Projekt. Das reicht vom Alltag im Jugendclub bis z.B. zum Projekt Europa.
Um das Lernfeld Jugendtreff einmal genauer unter die Lupe zu nehmen, sind wir in der ersten Projektphase auf die Experten angewiesen. Und das sind in diesem Bereich die engagierten Jugendlichen in den Treffs und Clubs im Land. Wir wollen es genauer wissen: Wie kommt man dazu sich zu engagieren? Welche positiven und negativen Erfahrungen macht man dabei? Was fördert generell das Engagement von Jugendlichen? Welche Anstöße und welche Rahmenbedingungen aktivieren zu weiterem Engagement und was raubt einem jegliche Lust und Laune? Was braucht man an Unterstützung und was hemmt die Engagementbereitschaft? Was lernt man bei den vielfältigen Aufgaben im Jugendtreffalltag? Wir tragen in den nächsten Monaten diese Erfahrungen zusammen und veröffentlichen die Ergebnisse auf einer eigenen Internetseite. Neben der Sicht der engagierten Jugendlichen auf die Jugendtreffarbeit befragen wir aber auch die Fachkräfte der Jugendarbeit sowie VertreterInnen der Kommunalpolitik und analysieren gesamtgesellschaftliche Entwicklungen, wie den demografischen Wandel oder die Verdichtung des Schulalltags auf die Engagementbereitschaft.
Ziel ist es, eine umfangreiche Datenbank zu erstellen, in der einmal die vielen positiven Beispiele zusammengetragen werden und in der umfangreiche Handlungsanleitungen und Anregungen, Tipps und Tricks der Jugendtreffarbeit, rechtliche und finanztechnische Grundkenntnisse, der Umgang mit Kommunalpolitik und Nachbarschaft übersichtlich dargestellt werden. Ein virtueller Baukasten, der mit vielen Beispielen zur Nachahmung animiert und genügend Werkzeuge für eine erfolgreiche Projektumsetzung bereitstellt.
Wir stoßen aber auch eigene Projekte an, zum Beispiel bei der Neugründung von Jugendtreffs oder der Wiederbelebung eingeschlafener Treffs und entwickeln dabei gemeinsam und exemplarisch die möglichen Wege zu einer gelingenden Jugendtreffarbeit. Das Projekt soll schließlich viele junge Menschen dazu animieren, sich mit frischen Ideen in der Jugendarbeit zu engagieren.
„Demokratie leben“ hat aber noch eine andere Komponente. Denn nicht nur die eigenen Interessen im Blick zu haben, sondern auch die Bedürfnisse und Sichtweisen Anderer zu beachten ist eine demokratische Kunst, die erstmal gelernt werden muss. In einer immer vielfältiger werdenden Gesellschaft ist diese Kompetenz zunehmend gefragt. Und auch bei diesem Thema ist ein kleiner Jugendtreff oft Spiegelbild der gesamten Gesellschaft. Wie gehen wir mit Menschen um, mit denen wir nicht viel gemeinsam haben? Wie kann es gelingen, dass im Jugendtreff nicht nur die eine eingeschworene Clique, sondern auch Jugendliche mit anderen Interessen und Vorlieben einen Platz finden? Die großen Themen Toleranz und Vielfalt stehen also auf dem Programm und wir sind gespannt, welche Ideen und Initiativen wir gemeinsam mit euch dazu in den nächsten Wochen entwickeln und umsetzen können.